Fake & Error

Music theater, 2016

Music theater evening with
Luke Bedford – Through his Teeth (DE)
Claudio Monteverdi – Il Combattimento di Tancredi e Clorinda (instrumental revised version by Klaus Simon)

Opera Factory Freiburg, E-Werk Freiburg
Musical direction: Klaus Simon
Production: Hendrik Müller
Stage and costumes: Claudia Doderer
Dramaturgy: Cornelius Bauer
Premiere: October 8, 2016

Fake & Error
Musiktheaterabend

Die Opera Factory Freiburg spannt in ihrer neuen Musiktheaterproduktion FAKE & ERROR einen Bogen über fast 400 Jahre Operngeschichte: Sie kombiniert die Kammeroper Through His Teeth des jungen britischen Komponisten Luke Bedford (2014) als Deutsche Erstaufführung mit Claudio Monteverdis dramatischem Madrigal Il Combattimento di Tancredi e Clorinda (1624). Beide Stücke erzählen einen erbitterten Kampf der Geschlechter; die Kombination beider musikalisch äußerst gegensätzlicher Werke konfrontiert das scheinbar Unvereinbare. Bedford und Monteverdi begegnen sich auf Augenhöhe ebenso wie die beiden inhaltlich so verschiedenen, formal jedoch so verwandten Erzählungen. Detaillierte Psychodokumentarik trifft auf anspielungsreiche Allegorie: ein kleines Kammer-Welt-Theater.

Luke Bedford (*1978) gilt als wichtiger Vertreter der jungen britischen Komponistengeneration und wurde bereits mit dem Ernst-von-Siemens-Musikpreis geehrt. Der Regisseur Hendrik Müller wird nach Korngolds Die stumme Serenade und Viviers Kopernikus seine dritte Arbeit mit der Opera Factory Freiburg zeigen. Die Ausstatterin Claudia Doderer und drei renommierte Sängerdarsteller, namentlich Siri Karoline Thornhill, Sirin Kilic und Georg Gädker, werden ihr Debüt bei der Opera Factory Freiburg geben. Als Instrumentalensemble fungiert die diesmal achtköpfige Holst-Sinfonietta unter Klaus Simon.

Auszug aus dem Programmheft, Opera Factory Freiburg, 2016

Alexander Dick
Überfällig
Bedford: Through His Teeth / Monteverdi: Il combattimento die Tancredi e Clorinda

Dass Klaus Simon und Regisseur Hendrik Müller Bedfords Oper mit Monteverdis – szenischem – Madrigal »Il combattimento di Tancredi e Clorinda« verknüpfen, wirkt nur im ersten Moment gezwungen. Auch die tragische Geschichte des Kreuzritters Tancredi und der Muslimin Clorinda schildert ja eine ‚Beziehungsproblematik’. Fußt diese bei Bedford in einer gewaltigen Täuschung, so ist’s bei Monteverdi Selbsttäuschung oder Irrtum. Tancredi erkennt die im Kampf getötete Geliebte erst, nachdem er ihr die Rüstung abnimmt. »Fake & Error« nennen Simon und Müller folglich ihren Opernabend und verzahnen die beiden Werke so konsequent wie intelligent. Auf Bedford folgt Monteverdi, in der gleichen schlichten, kubistischen Bühnendekoration (Claudia Doderer), auf die Schlussszene Monteverdis noch einmal das Finale der Bedford-Oper. Beide Stoffe werden mit den Mitteln der Abstraktion erzählt, visuelle Verbindung stiften Liveprojektionen. Am Ende verschmelzen Tancredi und R. zu einer einzigen Figur – hinangezogen vom Ewig-Weiblichen.

Auszug aus der Kritik in der Opernwelt, Nr. 12, Dezember 2016

 

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