„…Über Ursache und Wirkung der Meinungsverschiedenheiten beim Turmbau zu Babel …“

“… über Ursache und Wirkung der Meinungsverschiedenheiten beim Turmbau zu Babel…”

Die Sterne am Himmel verblassen wenn der große Wagen nicht mehr zu sehen ist.
So ist es auch im Baugeschäft. Wenn der Bauwagen nicht in Erscheinung tritt, ist nicht viel von ‘Erbaulichem’ zu spüren. Heutzutage wird gebuddelt, um die Ecke, vor der Ecke, sogar noch auf der Ecke – wonach? Viele dieser Buddler verbringen einen langen Teil ihres Lebens, wenn es regnet oder schneit, in Umkleidephasen in den, meist in unmittelbarer Nähe der Baustellen aufgestellten, sogenannten Bauwagen der Firmen Bilfinger & Berger, Bartel-Bau, Blobelt & Hogrefe usw. Unentwegt begleiten einen – in den Städten, Absperrungen, Umleitungen – Maschinen aller Farben und Größen mit Sägezähnen oder Hobelvorrichtungen: ein unergründlicher, sich nie schließender Kreis.

Hier steht der Kreis nur als Ausgangsposition für Sänger, Instrumentalisten und Tänzerin, um eine Verwandtschaft zu schaffen zwischen den Gegenständen der alleralltäglichsten Verhältnisse, zwischen Baumaschine und Musikinstrument? – optisch. Klang und Geräusch sind anders: die tatsächliche Verwandtschaft in der modernen Musik zu unfreiwillig aufgenommenen Geräuschen des Straßenlärms, zu unterschiedlichen mechanischen Bewegungen der Maschinen, Fahrzeuge, etc.?
Sven-Ake Johansson

Unsere Produktion soll überprüfen, ob vielleicht gerade die alte Räumlichkeit des Theaters optimal geeignet ist, die Verschiedenheit der Meinungen und ihre gleichzeitige Verlautbarung zur Geltung zu bringen. In dieser Absicht treffen sich gegenwärtige Tendenzen von bildender Kunst und Musik.
Fritz Rahmann

Auszug aus dem Programmheft Hebbel-Theater Berlin 1994